Anti-Prism-Party in Karlsruhe: Krypto-Experten zeigen Verschlüsselungstechniken

9. September 2013 von Martin Wilhelm

 

Tino Anic, Sicherheitsexperte von GMX (rechts), informierte über Verschlüsselungstechniken.Wie surfe ich anonym, wie schütze ich meine Passwörter und wie verschlüssele ich meine E-Mails? Nach den Enthüllungen im NSA-Datenskandal stellen sich immer mehr Internet-Nutzer solche Fragen. Antworten bekommen sie beispielsweise auf sogenannten Krypto-Partys. Die bisher größte Veranstaltung dieser Art fand in der vergangenen Woche unter dem Namen „Anti-Prism-Party“ in der IT-Hochburg Karlsruhe statt. Mit dabei war auch GMX.

Im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) informierten zahlreiche Experten in praxisnahen Kurzvorträgen und an zwölf Vorführ-Stationen, wie man Daten, Mails oder ganze Festplatten verschlüsselt. Ziel der Krypto-Experten war es, die Besucher für das Thema Datenschutz zu sensibilisieren, ihnen praktische Tipps mit auf den Weg zu geben und dazu überwiegend kostenfreie Anwendungen zu demonstrieren. Bis in die späten Abendstunden bekamen die Besucher ihre Fragen individuell an den Stationen beantwortet. „Die Resonanz war einfach überwältigend. Mit mehr als 600 Teilnehmern war das die größte Cryptoparty Deutschlands“, resumiert Dirk Fox, Geschäftsführer der Secorvo Security Consulting GmbH und Mitinitiator der Karlsruher IT-Sicherheitsinitiative.

Wie hoch der Bedarf an solchen Informationsveranstaltungen ist, zeigt auch eine aktuellen Studie des Internet-Branchenverbands BITKOM. Zwei Drittel der deutschen Internet-Nutzer geben darin an, dass sie auf Verschlüsselungssoftware verzichten, weil sie sich damit nicht auskennen.

Die E-Mail-Provider WEB.DE, GMX und T-Online haben reagiert und garantieren ihren Nutzern mit „E-Mail made in Germany“, den kompletten Transportweg für E-Mails zu verschlüsseln, alle Daten unter den strengen deutschen Datenschutzauflagen in Deutschland zu speichern und Mails zu kennzeichnen, bei denen ein sicherer Versand möglich ist. Wem das nicht reicht, kann seine Mails mit WEB.DE und GMX zusätzlich noch verschlüsseln. Wie das geht, erklärten GMX Experten vor Ort im ZKM.

Viele Besucher informierten sich auch gezielt nach Alternativen zu amerikanischen Internet-Diensten. Kein Wunder, bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov haben 50 Prozent der deutschen Internet-Nutzer angegeben, Dienste US-amerikanischer Unternehmen weniger oder gar nicht mehr zu nutzen, seit der Überwachungsskandal „PRISM“ aufgedeckt wurde. Diese Rückmeldung hat auch Dr. Frank Dengler von der audriga GmbH, ebenfalls Aussteller auf der auf der „Anti-Prism-Party“, bekommen: „Die Gepräche auf der Veranstaltung haben gezeigt, dass besonders Nutzer verunsichert sind, die bereits amerikanische Anbieter wie GMail oder Yahoo verwenden. Genau hier setzen wir mit unserem Dienst www.email-umzug.de an, der dabei hilft, ein bestehendes Postfach mit allen E-Mails und Anhängen zu einem deutschen Anbieter wie GMX oder WEB.DE zu übertragen.”

„Die Rückmeldungen der Teilnehmer und der Mitveranstalter waren so positiv, dass wir planen, die ‘Anti-Prism-Party’ auch im kommenden Jahr anzubieten. Wer den Termin nicht verpassen möchte, kann auf www.anti-prism-party.de den Anti-Prism-Newsletter bestellen“, sagt Fox. Darüber wird auch regelmäßig eine Aktualisierung der Download-Seite http://www.anti-prism-party.de/cms/downloads/downloads.html vorgenommen, die zahlreiche Tipps, Tricks und Links zu Verschlüsselung enthält.

Kategorie: Sicherheit

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