Aktuelle Studie: Europäer brauchen Nachhilfe bei Passwort-Sicherheit

Viele Internet-Nutzer in Europa gehen mit Passwörtern grob fahrlässig um. Das geht aus einer repräsentativen Studie der Convios Consulting GmbH hervor, die der europäische E-Mail-Anbieter GMX in Auftrag gegeben hat. Fast jeder Zweite (44 Prozent) gibt an, als Passwörter normalerweise Geburtstage, Haustiernamen oder einfache Tastenfolgen wie "123456" und "qwertz" zu verwenden. Diese sind für die Internet-Nutzer zwar leicht zu merken, aber für Online-Kriminelle auch genauso einfach zu erraten oder zu knacken. Deutschland liegt hier mit 43 Prozent der Befragten knapp unter dem Durchschnittswert, während in Frankreich mehr als jeder zweite Befragte (54 Prozent) mit persönlichen Informationen oder einfachen Zeichenfolgen seine Passwörter generiert.

24. Mai 2016 von Martin Wilhelm

Einfach zu merken, aber leicht zu knacken - so gehen Europäer mit Passwörtern um. (shutterstock)

Um sich vor Online-Kriminellen zu schützen, sollten sichere Passwörter gewählt werden. Diese bestehen aus Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen. Allerdings geben nur 28 Prozent der Befragten an, alle diese Komponenten für ihre Passwörter zu verwenden. Um die Sicherheit von Passwörtern weiter zu erhöhen, sollten diese regelmäßig geändert werden. Positiv ist, dass 31 Prozent der Europäer ihre Passwörter im Schnitt alle sechs Monate ändern. Auch hier liegt Deutschland mit 37 Prozent vorne, während die Schweizer (24 Prozent) eher wechselscheu sind.

Studie zur Passwortsicherheit GMX (Link zu einer externen Seite)

28  Prozent der Europäer verwenden darüber hinaus dasselbe Passwort für mehrere oder sogar alle Internet-Dienste. Damit laufen sie Gefahr, den Generalschlüssel für alle ihre Daten im Internet zu verlieren, sollten Internet-Kriminelle das Passwort ausspionieren. Am leichtsinnigsten sind hier mit 36 Prozent die Spanier. Deutsche (20 Prozent) weisen hier nach den Briten (19 Prozent) den zweiterfreulichsten Wert auf.

Idealerweise ist jeder Dienst mit einem individuellen Passwort geschützt. Diese Sicherheitsmaßnahme setzen aktuell aber nur 20 Prozent der europäischen Internet-Nutzer um. Das höchste Verantwortungsbewusstsein zeigen in diesem Punkt die Deutschen (26 Prozent); das geringste die Franzosen (15 Prozent).

Das eigene Gedächtnis ist der beliebteste Passwort-Speicher Europas

Die Anzahl registrierungspflichtiger Dienste im Netz ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Wie merken sich Internet-Nutzer so viele Passwörter? 68 Prozent der Befragten in Deutschland, Spanien, Großbritannien, Frankreich, Schweiz und Österreich merken sich ihr Passwort, ohne es extern gespeichert zu haben. Passwort-Manager sind generell unbeliebt – lediglich 9 Prozent aller Befragten nutzen das Angebot. Dabei gibt es deutliche Geschlechterunterschiede: Fast in jedem Land nutzen doppelt so viele Männer wie Frauen einen Passwort-Manager. Am deutlichsten sind die Unterschiede in Großbritannien (Männer 10 Prozent, Frauen 3 Prozent), Frankreich (Männer 12 Prozent, Frauen 5 Prozent) und der  Schweiz (Männer 17 Prozent, Frauen 9 Prozent).

Tipps für mehr Passwort-Sicherheit:

Grundsätzlich empfehlen die GMX Sicherheitsexperten folgende Maßnahmen zum Passwort-Schutz:

  • Nutzen Sie nie dasselbe Passwort für mehrere Internet-Dienste. Ansonsten laufen Sie Gefahr, den Generalschlüssel für Ihre Daten zu verlieren, wenn Betrüger dieses ausspähen.
  • Ändern Sie Ihr Passwort am besten mindestens alle sechs Monate und verwenden Sie jedes Mal mindestens acht Zeichen.
  • Das ideale Passwort steht weder im Duden noch im Lexikon. Es besteht aus Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen wie @ oder $.
  • Installieren Sie auf Ihrem PC eine Anti-Viren-Software und halten Sie diese immer auf dem neuesten Stand.
  • Sorgen Sie dafür, dass auch für Anwendungsprogramme (z.B. Acrobat Reader) und Ihr Betriebssystem alle Updates vorgenommen werden.
Zur Methodik: Die Convios Consulting GmbH untersucht seit 2009 jährlich für GMX und WEB.DE das Kommunikationsverhalten der deutschen Internet-Nutzer. Für die aktuelle Studie wurden in Deutschland 1.000 Personen ab 14 Jahren befragt. Erstmals wurden auch jeweils 1.000 Nutzer in Österreich, der Schweiz, Frankreich, Spanien und UK befragt.
Kategorie: Sicherheit

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