Obwohl die Internet-Kriminalität im vergangenen Jahr nur minimal anstieg, sehen Experten keinen Anlass zur Entwarnung. „Das Gefährdungspotential bleibt weiterhin hoch “, betont BKA-Präsident Jörg Ziercke, der in dieser Woche das „Bundeslagebild Cybercrime“ vorstellte. Die Täter sind demnach äußerst raffiniert und immer schneller in der Lage, ihre Methoden an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Nach einem vorübergehenden Rückgang erlebt so beispielsweise seit einiger Zeit vor allem das Phishing ein Comeback.
2013 verzeichnete die Polizeiliche Kriminalstatistik insgesamt 64.426 Fälle von Internet-Kriminalität – ein Plus von rund 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ermittlungsbörden gehen jedoch von einer wesentlich größeren Dunkelziffer aus. Schätzungen zufolge könnte sich das tatsächliche Ausmaß auf das Elffache belaufen. Auch verschiedene Studien deuten auf ein sehr viel stärkeres Risiko für Nutzer hin.
Bei einer repräsentativen Erhebung des Hightech-Branchenverbands BITKOM gaben etwa 55 Prozent der Befragten an, dass sie in den letzten 12 Monaten Opfer von Online-Betrügern geworden sind. Hochgerechnet auf die Bevölkerung entspricht das 29 Millionen Menschen. Die Infektion des eigenen Computers mit Schadprogrammen wie Viren oder Trojanern wurde dabei als häufigstes Delikt genannt (40 Prozent). Fast jeder Fünfte (19 Prozent) beklagte das Ausspionieren persönlicher Zugangsdaten. 16 Prozent sagten, dass von ihrem Account illegal Nachrichten versendet wurden, zu Täuschungszwecken geschah dies teilweise sogar im Namen der Betroffenen selbst („Social Engineering“).
Laut BITKOM wächst die Angst vor Bedrohungen aus dem Netz ständig. Lag die Zahl der Sorglosen vor drei Jahren noch bei 21 Prozent, zeigt sich mittlerweile lediglich jeder zehnte Verbraucher unbekümmert.
Das Security-Team von GMX hat eine Top-Ten-Liste mit Tipps zusammengestellt, wie Internet-Nutzer sich vor Gefahren schützen können:
– Regelmäßig alle verfügbaren Updates für das Betriebssystem installieren
– Auch Anwendungssoftware wie Webbrowser oder Acrobat Reader stets auf dem neuesten Stand halten
– Windows-Firewall aktivieren und Virenschutz-Programme einsetzen
– In zeitnahen Abständen die eigene Festplatte auf Viren scannen
– Verschiedene Passwörter benutzen und dabei auf triviale, leicht erratbare Kombinationen wie „12345“ oder „testtest“ verzichten
– Nur Software aus dem Internet und aus Datei-Anhängen downloaden, wenn es sich um eine vertrauenswürdige Quelle oder einen bekannten Absender handelt
– Keine Nachrichten beantworten, in denen persönliche Passwörter erfragt werden
– Nie dem Link eines unbekannten Absenders folgen
– Eingabe vertraulicher Informationen auf fremden Systemen (z.B. in Internetcafés) vermeiden
– Vorsicht bei externen Datenträgern, denn auch USB-Sticks oder mobile Festplatten können infiziert sein und Viren verbreiten
Das „Bundeslagebild Cybercrime“ steht auf der Homepage des BKA zum Download bereit.