Erfolgsgeschichte: Weltweit werden heute jeden Tag rund 145 Milliarden Nachrichten gesendet oder empfangen (Bild: iStockPhoto)
„Erzählt bloß niemandem, dass das nicht das ist, woran wir arbeiten sollen“, schärfte Ray Tomlinson seinen Mitarbeitern im Winter 1971 ein. Der US-Amerikaner war als Entwickler bei der Firma Bolt Beranek and Newman (BBN) in Cambridge angestellt. Und eigentlich war es seine Aufgabe, in der Anfangszeit des Internets, das damals noch Arpanet hieß, ein gut funktionierendes System der Datenübertragung für das Verteidigungsministerium aufzubauen.
Während der Arbeiten hatte Tomlinson jedoch plötzlich eine Idee: Wäre es nicht toll, wenn man über den Computer Nachrichten austauschen könnte? Damit war die E-Mail geboren. Zum heutigen „Tag der Erfinder“ werfen wir einen Blick auf deren Geschichte.
Ray Tomlinson musste nicht ganz bei 0 beginnen, da bereits ein Programm existierte, das das Verschicken von Mitteilungen ermöglichte. Die Technik, SNDMSG genannt, funktionierte allerdings nur sehr eingeschränkt. Voraussetzung war nämlich, dass die Nutzer am selben Rechner saßen. Sechs Stunden benötigte Tomlinson, um seine Erfindung zu verwirklichen.
Bevor es richtig losgehen konnte, hatte der 30-Jährige aber noch ein kleines Problem zu überwinden: Wie sollte man den vorderen Teil (Empfängername) und den hinteren Teil (Zustellbereich) miteinander verbinden? Tomlinson wählte das berühmte @ als Trennzeichen und verschickte schließlich die erste E-Mail der Welt – an sich selbst.
In Deutschland begann die E-Mail-Ära am 02. August 1984. „This is your official welcome to CSNET“, schrieb eine Kollegin vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston. Gerichtet war ihr Willkommensgruß an Michael Rotert, den technischen Leiter des Rechenzentrums der Universität Karlsruhe, sowie den Informatiker Werner Zorn und dessen Team. Tatsächlich gelesen wurde die E-Mail mit einem Tag Verzögerung am 03. August 1984 um 10.14 Uhr.
Heute ist die E-Mail eine der beliebtesten Online-Anwendungen überhaupt. Laut ARD/ZDF-Studie senden oder empfangen 79 Prozent der über 50 Millionen Internet-Nutzer hierzulande mindestens einmal pro Woche eine E-Mail. Nach Angaben der Radicati Group gibt es aktuell fast 3,4 Milliarden Mail-Accounts weltweit. Jeden Tag werden demzufolge rund 145 Milliarden Nachrichten gesendet bzw. empfangen. Bis 2016 erwarten die Marktexperten einen Anstieg auf mehr als 4,3 Milliarden Postfächer, zwischen denen knapp 200 Milliarden E-Mails hin und her bewegt werden.
Dass seine Erfindung einmal eine solche Erfolgsstory werden sollte, hätte Ray Tomlinson nie zu träumen gewagt. „Ich dachte nur, das sei eine niedliche Idee“, sagte er später in einem Interview.
Können Sie sich noch an Ihre erste E-Mail erinnern? Wann und an wen haben Sie diese geschrieben? Was war die schönste Nachricht, die Sie jemals erhalten haben? Wem würden Sie schreiben, wenn Sie nur eine einzige E-Mail schreiben könnten? Teilen Sie Ihre Erlebnisse und Erinnerungen mit uns. Unter socialmedia@gmxnet.de freuen wir uns auf Ihre Nachricht.