Wenn im Frühjahr auf Sommerzeit und im Herbst auf Winterzeit umgestellt wird, wird auf Smartphones, Laptop und Co. automatisch die korrekte Zeitzone eingestellt. Nutzer müssen sich um nichts kümmern. Für technische Geräte bedeutet eine Zeitumstellung nichts anderes als eine Änderung der Zeitzoneneinstellung. Diese ist direkt im Betriebssystem verankert. Und genau das könnte zu einer Neuauflage des „Jahr-2000-Problems“ führen.
Fast fünf Millionen Europäer haben im Sommer 2018 an einer Umfrage der EU teilgenommen. Rund 80 Prozent sprachen sich dabei für ein Ende der Zeitumstellung aus. Sollte dies tatsächlich umgesetzt werden, so müssten die Betriebssystemhersteller Updates für die Zeitzoneneinstellungen bereitstellen. Hersteller von Betriebssystemen bieten allerdings nur eine bestimmte Zeit lang Updates an. Ältere Betriebssystemversionen wie Android 4 (noch eine Verbreitung von 11 Prozent) oder Windows 7 (Verbreitung noch über 30 Prozent der Windows Installationen) werden von den Herstellern beispielsweise schon jetzt nicht mehr mit Aktualisierungen versorgt. Wer nach dem Ende der Zeitumstellung noch ein Gerät mit veraltetem Betriebssystem nutzt, hat zwei Möglichkeiten: Er muss damit leben, dass sein Gerät nicht mehr automatisch die richtige Zeit einstellt oder sich ein neues zulegen.
Der ganz große technische GAU, wie er beim „Jahr-2000-Problem“ befürchtet wurde, wird voraussichtlich ausbleiben. Systeme werden nicht zusammenbrechen, aber es wird voraussichtlich zu Fehlern kommen. Für den Privatnutzer könnte das bedeuten, dass er Verabredungen verpasst, Anschlussflüge versäumt oder zu spät zur Arbeit kommt. Firmen, die beispielsweise Fahrpläne verwalten oder komplexe Buchungssysteme betreiben, könnten aus technischer Sicht stärker unter dem Ende der Zeitumstellung leiden, sofern sie veraltete Software im Einsatz haben.
Eine Lösung schlägt das Kalender- und Terminkonsortium CalConnect vor: „Technische Geräte wie Smartphones sollten die Zeitzoneneinstellungen aus der Zeitzonendatenbank statt aus dem verwendeten Betriebssystem beziehen“, sagt IT-Fachmann Thomas Schäfer von GMX und WEB.DE. Diese wird von der IANA (Internet Assigned Numbers Authority) gepflegt. So wie heute der Rechner bei einer Onlineverbindung seine Uhr immer wieder darauf überprüft, ob diese noch richtig geht, sollen in Zukunft auch die Zeitzoneninformationen ständig im Hintergrund abgeglichen werden. „Dafür wäre zwar auch ein Betriebssystemupdate erforderlich, zukünftige Veränderungen bei den Zeitzonen, könnten dann aber ohne technische Risiken durchgeführt werden“, sagt Schäfer.