Die Bewegründe zur Nachrichtenverweigerung sind vielfältig: 43 Prozent der Befragten geben gleichbleibende Themen an, 42 Prozent nennen die negative Auswirkung auf die Stimmung, 36 Prozent monieren die einseitige Berichterstattung. Es folgen die Unglaubwürdigkeit der Berichterstattung (28 %), die empfundene Anstrengung durch die Nachrichten (26 %) sowie schwer nachvollziehbare Informationen (24 %) und Konflikte im Bekanntenkreis (22 %).
Bei der Vermeidung von Nachrichten gehen Geschlechter unterschiedlich vor: 39 Prozent der Männer sagen, dass sie nie aktiv Nachrichten meiden, bei den Frauen sind es nur 34 Prozent. Noch deutlicher sind die Unterschiede bei den verschiedenen Altersgruppen: Je jünger die Befragten sind, desto häufiger meiden sie aktiv Nachrichten. Bei den 16- bis 29-Jährigen meiden 83 Prozent mindestens selten aktiv Nachrichten, bei den 30- bis 39-Jährigen sind es 72 Prozent, bei den 40- bis 49-Jährigen sind es 65 Prozent, bei den 50- bis 59-Jährigen 55 Prozent und bei den über 60-Jährigen nur noch 47 Prozent.
Die Daten bestätigen vergleichbare Forschungen. So hatte auch der Reuters Digital News Report 2022 eine – zudem steigende – Nachrichtenmüdigkeit festgestellt. Die nun vorgelegte Studie hat ergänzend untersucht, inwieweit sich die Erwartungen an den Journalismus bei regelmäßigen Nachrichtennutzern und Nachrichtenvermeidern unterscheiden.
Die Gruppe der Onliner, die “immer” und “oft” Nachrichten meidet (insgesamt 13% der Befragten), wünscht sich eine stärkere Berichterstattung über Positives (61 %) und Lösungsansätze zu geschilderten Problemen (56 %). Diejenigen, die “nie” Nachrichten meiden (31 % der Befragten), erwarten hingegen, dass Nachrichten ein ganzheitliches Bild vermitteln sollen, das verschiedene Perspektiven einbezieht (77 %), sowie mehr Erklärungen und Hintergründe (62 %). Positive Nachrichten wünscht sich diese Gruppe deutlich seltener (41 %), ebenso wie Lösungsansätze zu geschilderten Problemen (42 %).
“Wir sollten nicht nur sagen, was ist, sondern auch erklären, warum es so ist und welche Lösungen es gibt. Die große Mehrheit der Befragten in unserer Studie wünscht sich einen ganzheitlichen und differenzierten Journalismus mit Erklärungen und Hintergründen. Das ist unser Auftrag”, sagt Thomas Rebbe, Chefredakteur von WEB.DE und GMX.
Nachrichten im Internet verzeichnen weiterhin eine sehr hohe Nutzungsfrequenz: Rund zwei Drittel der befragten Onliner lesen sie täglich, nur 12 Prozent sind „Wenigleser“ (seltener als einmal pro Woche). Deutschlands Haupt-Nachrichtenquellen sind laut der aktuellen Analyse Tagesschau.de (18,3 %), das gemeinsame, redaktionell identische Angebot von WEB.DE/GMX (14,3 %), Bild.de (11,4 %), n-tv.de (10,6%), t-online.de (9,9 %), das Online-Angebot einer Lokalzeitung (9,9 %), Spiegel.de (7,6 %) und Focus.de (7,0 %).
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