Das Ausspähen von Nutzerdaten durch Geheimdienst-Organisationen wie der NSA hat das Verhalten der Deutschen im Internet verändert. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov im Auftrag von WEB.DE und GMX*. Über die Hälfte (51 Prozent) der Befragten greift demnach jetzt seltener oder gar nicht mehr auf amerikanische Onlinedienste zurück. Auch soziale Netzwerke wie Facebook und Google+ werden von 46 Prozent der Bundesbürger weniger häufig oder gar nicht mehr genutzt.
Besonders mittlere und ältere Generationen setzen tendentiell künftig auf alternative Angebote, zum Beispiel deutsche E-Mail- oder Cloud-Services. So sagen 59 Prozent der 45- bis 54-Jährigen, dass sie als Konsequenz aus der Lauschattacke verstärkt auf US-Anbieter verzichten wollen. Befragte, die 55 und älter sind, misstrauen amerikanischen Providern ebenfalls zu 59 Prozent. Bei den 35- bis 44-Jährigen äußern sich 45 Prozent skeptisch, bei den 25- bis 34-Jährigen 43 Prozent und bei den 18- bis 24-Jährigen 32 Prozent.
Zugriff keine Überraschung
Die Mehrheit der deutschen Verbraucher (53 Prozent) zeigt sich allerdings nicht überrascht davon, dass Geheimdienste grundsätzlich Zugriff auf Nutzerdaten haben. Das Ausmaß der Spionageprogramme „Prism“ und „Tempora“ schockiert hingegen: 21 Prozent hätten nie gedacht, dass ihre persönliche Kommunikation so stark durchleuchtet wird. 25 Prozent geben ganz offen zu, Angst davor zu haben, selbst Opfer der Schnüffelei geworden zu sein.
Jeder dritte Bundesbürger lehnt die Kontrolle von Internetdaten als Verletzung der Privatsphäre generell ab. Ein Viertel akzeptiert Internet-Überwachung, wenn dadurch Terroranschläge verhindert werden können. Vor allem Anhänger der Unionsparteien CDU und CSU (38 Prozent) sowie der FDP (34 Prozent) stimmen unter dieser Bedingung zu. Zum Vergleich: Tendentiell befürworten 21 Prozent der SPD-Wähler den Eingriff in die Privatsphäre als Schutzmaßnahme, bei Bündnis 90/Grüne und Linkspartei sind es jeweils 14 Prozent.
Internet made in Germany
„Die Abhörskandale haben bereits nach kurzer Zeit deutliche Spuren im Verhalten der deutschen Internet-Nutzer hinterlassen“, kommentiert Jan Oetjen, Geschäftsführer WEB.DE und GMX, die Studienergebnisse. „Jetzt kommt es für Politik und Internet-Industrie darauf an, das Vertrauen in den Schutz der Privatsphäre wiederherzustellen und vor allem Transparenz zu schaffen. Unsere Initiative „Internet made in Germany“ soll dem Nutzer hier eine Orientierung geben, dass die Daten in Deutschland nach deutschem Datenschutz gespeichert werden.“
GMX und WEB.DE sind Mit-Gründer der Initiative „Internet made in Germany“ von United Internet. Damit klären die beteiligten Unternehmen über den hohen Sicherheits- und Datenschutz-Standard deutscher Internetprodukte auf. Dazu zählt beispielsweise der Betrieb von Rechenzentren nach den strengen Anforderungen des deutschen Datenschutzes und der Verzicht auf das Scannen von Mails zu Werbezwecken.
*Hintergrund zur Studie: Die Umfrage basiert auf Online-Interviews und wurde vom Marktforschungsinstitut YouGov unter 1033 Personen ab 18 Jahren im Zeitraum vom 26. bis 28. Juni 2013 erhoben.
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