„Den Nutzern die Hoheit über ihre Daten zu geben, ist ein wichtiger Grundsatz für das Datenzeitalter. Die DSGVO hat jedoch im Alltag der Verbraucher zu einer hohen Verbreitung von Datenschutz-Hinweisen und Einverständnis-Formularen geführt. Dies fördert die Klick- und Ankreuzmüdigkeit und senkt die Aufmerksamkeit für den Schutz wirklich wichtiger persönlicher Daten. Daher ist es nach vier Jahren Zeit zu entbürokratisieren“, sagt Jan Oetjen, Geschäftsführer von WEB.DE und GMX.
Die repräsentative YouGov-Umfrage unter 2.132 Deutschen gibt dazu nach Aussage von Oetjen klare Hinweise. So finden 48 Prozent der Befragten, dass in Standardfällen, wie der Aufnahme von Namens- und Adressdaten beim Arzt, nicht jedes Mal eine Einwilligung gefordert werden sollte. „Man sollte darüber nachdenken, unterschiedliche Datenklassen zu schaffen. Für Namens- und Adressdaten zum Beispiel, die überall verarbeitet werden müssen, wäre es deutlich einfacher, klare Standards zu definieren, denen man widersprechen kann. Dann müsste man nicht überall die gleichen Fragen beantworten“, sagt Oetjen.
Im Internet sorgt die DSGVO besonders häufig für Frust: 53 Prozent der Befragten sind von den immer wiederkehrenden Cookie-Bannern genervt. Nur 12 Prozent gewinnen durch die Erläuterungen und Auswahlmöglichkeiten ein Gefühl von Selbstbestimmung über ihre Daten. Trotz der umfangreichen Cookie-Hinweise wünschen sich 39 Prozent der Internet-Nutzerinnen und -Nutzer mehr Transparenz darüber, welche Daten erhoben werden. 38 Prozent wollen nicht nach einem Einverständnis für Cookies gefragt werden, die ohnehin für die Internet-Nutzung technisch erforderlich sind, beispielsweise für die richtige Darstellung einer Webseite oder das Funktionieren von Warenkörben.
Cookie-Alternative: PIMS
Die sogenannten Personal Information Management Systems (PIMS), die das deutsche Telekommunikation-Telemedien-Datenschutz-Gesetz (TTDSG) seit Dezember ermöglicht, stoßen bereits jetzt auf breites Interesse: 59 Prozent der Befragten fänden eine solche Lösung hilfreich und würden sie sicher (25 %) oder wahrscheinlich (34%) nutzen. Mit PIMS könnten Internet-Nutzerinnen und -Nutzer zentral und für alle Geräte festlegen, welche Einwilligungen sie Webseiten erteilen wollen. Die Cookie-Banner würden somit entbehrlich.
Wenige üben ihre DSGVO-Rechte aus
Die überwiegende Mehrheit (65 %) hat bisher keinen Gebrauch von den in der DSGVO festgelegten Betroffenenrechten gemacht. Am meisten genutzt wurde das „Recht auf Vergessenwerden“: 11 Prozent der Befragten haben von einem Unternehmen verlangt, personenbezogene Daten zu löschen oder sie nicht mehr zu verwenden. 9 Prozent haben Auskunft darüber verlangt, welche Daten, für welche Zwecke oder welche Dauer von einem Unternehmen über sie gespeichert sind. 7 Prozent haben schon mal Informationen angefordert, wofür, für welche Dauer oder auf welcher Rechtsgrundlage ein Unternehmen personenbezogene Daten erheben will. Eine Beschwerde über einen DSGVO-Verstoß haben bisher 4 Prozent der Deutschen eingelegt.
Zur Methode: Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.132 Personen zwischen dem 13. und 16.05.2022 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
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