Deutsche bei Debatte um verlängerte Briefzustellung gespalten

Jan Oetjen, Vorstand von WEB.DE und GMX: Postgesetz-Debatte falsch geführt; vorhandene Standards für konsequente Digitalisierung nutzen

31. Januar 2023 von André Fertich

Jan Oetjen ist Geschäftsführer von Deutschlands größten E-Mail-Anbietern WEB.DE und GMX. (c) GMX

Die Debatte um eine verlängerte Briefzustellung im Rahmen der Postgesetz-Novelle findet in der Bevölkerung ein geteiltes Echo. Ein Drittel der Deutschen (33 %) hält eine längere Laufzeit von Briefen für richtig. Jedoch lehnen fast genauso viele (29 %) dies als nicht hinnehmbar ab. Dies sind Ergebnisse einer Umfrage* im Auftrag von WEB.DE und GMX. Das Bundeswirtschaftsministerium hat in der vergangenen Woche seine Eckpunkte für eine Postgesetz-Novelle vorgelegt. Demnach soll die Deutsche Post mehr Zeit für die Zustellung von Briefen bekommen, muss aber sicherstellen, dass Briefe auch tatsächlich ankommen.

„Die Debatte um das neue Postgesetz wird falsch geführt. Das Problem ist nicht die Laufzeit der Briefpost, sondern endlich die Digitalisierung der Kommunikation mit aller Konsequenz voranzutreiben. Zwar sind bereits viele Briefe zu E-Mails geworden, aber die wichtige und rechtsverbindliche Kommunikation von Behörden und Unternehmen lässt sich dadurch aus rechtlichen Gründen bisher nicht ersetzen, weshalb in Deutschland immer noch jährlich ca. 10 Milliarden Briefe verschickt werden. Um diese Briefe zu digitalisieren, bedarf es eines Standards, wie er beispielsweise in der eIDAS Verordnung und dem De-Mail Gesetz bereits seit Jahren existiert. Die Chance, in der Digitalisierung der Papierpost einen großen Schritt voranzukommen, wäre zum Greifen nah, wenn der Staat seinen eigenen Standard endlich flächendeckend verfügbar macht und für die Industrie Anreize schafft und sie stärker in die Pflicht nimmt. Zu diesem Zweck sollte im Rahmen der Diskussion zur Novelle des Postgesetzes vor allem überlegt werden, wie man große Versender zum digitalen Versand bewegen kann. Die Bürger sollten beispielsweise ein Wahlrecht haben, ob sie zukünftig Post auch digital oder nur noch digital erhalten möchten – dann wird es zunehmend unerheblich, wie lange die physische Zustellung dauert“, sagt Jan Oetjen, Vorstand von WEB.DE und GMX.

Eine im Dezember 2022 geführte Umfrage** stützt diese Forderung. Ein Viertel der Deutschen (25 %) möchte Rechnungen und Verträge nur noch digital erhalten. Jede/r Dritte (32 %) hätte diese Dokumente am liebsten sowohl auf Papier als auch digital. Bereits 72 Prozent der Befragten wollen in Zukunft möglichst papierlos leben.

Zur Methode: Die verwendeten Daten beruhen auf Online-Umfragen der YouGov Deutschland GmbH, an denen 2098 Personen zwischen dem 27. und 30.01.2023 (*) und 2026 Personen zwischen dem 13. und 15.12.2022 (**) teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

Kategorien: Mail, News

Verwandte Themen

Wer schreibt mir da? Wie man Spam am Absender erkennt

Spammer haben es heute nicht leicht: Obwohl sie das Internet mit immer mehr Spam überschwemmen, müssen sie gegen eine starke Spam-Abwehr ankämpfen. Gelingt es ihnen dennoch, an den Spam-Filtern vorbei in den Posteingang ihrer Opfer zu gelangen, kann man sie als E-Mail-Nutzer auch dort oft schnell enttarnen. Vor allem am Absender lässt sich erkennen, ob hinter der Nachricht eine böse Absicht steckt. mehr

Studie: E-Mail-Kommunikation mit Behörden und Online-Shops gewinnt in Österreich an Relevanz

Mit der fortschreitenden Digitalisierung wird auch die E-Mail in Österreich immer wichtiger. Insbesondere die Kommunikation mit Behörden und Online-Shops legt zu. Zu diesem Ergebnis kommt das Forschungsinstitut MindTake aus Wien, das im Auftrag von GMX 500 Österreicherinnen und Österreicher zu ihrer E-Mail-Nutzung befragt hat. Die Untersuchung ist repräsentativ für die Internet-Bevölkerung ab 15 Jahren. mehr