Umfrage: KI-Training ohne Einwilligung stößt auf breite Ablehnung

Sieben Jahre nach Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist das Versprechen digitaler Selbstbestimmung nicht erfüllt. Nur 12 Prozent der Deutschen haben den Eindruck, dass ihre Daten heute besser geschützt sind als vor 2018. Besonders kritisch wird die Umsetzung bei US-Plattformen gesehen: Nur 8 Prozent finden, dass Dienste wie Google, Facebook, Instagram oder Amazon seit der Einführung der DSGVO besser mit den Daten ihrer Nutzer umgehen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag von GMX und WEB.DE. Die DSGVO gilt seit dem 25. Mai 2018 in der gesamten Europäischen Union.

21. Mai 2025 von André Fertich

Foto: GettyImages/stockfour

„Die DSGVO bleibt auch im siebten Jahr bürokratisch und unbeliebt. Was fehlt, ist eine einheitliche Aufsicht, die auch US-Konzerne konsequent in die Pflicht nimmt. Außerdem brauchen wir einen praxisnahen Datenschutz, der Innovation in Europa nicht ausbremst, sondern ermöglicht“, sagt Michael Hagenau, Geschäftsführer der E-Mail-Dienste WEB.DE und GMX.

Die stillschweigende Verwendung von Nutzerdaten für das Training Künstlicher Intelligenz (KI) stößt in der Bevölkerung auf breiten Widerspruch. Nur 16 Prozent der Befragten finden es in Ordnung, wenn Unternehmen ihre KI mit persönlichen Daten trainieren, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. So plant es Meta ab dem 27. Mai mit öffentlichen Nutzerinhalten in Europa. Insgesamt lehnen drei von vier Deutschen (76 %) ein solches Vorgehen ab: 38 Prozent fordern eine ausdrückliche Einwilligung, weitere 38 Prozent sprechen sich grundsätzlich gegen jede Nutzung ihrer Daten für KI-Zwecke aus.

Besonders sensibel ist der Datenschutz bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren – hier schreibt die DSGVO eine elterliche Zustimmung zur Datenverarbeitung vor. Drei von vier Deutschen (74 %) sagen, dass die DSGVO junge Nutzerinnen und Nutzer auf Plattformen wie TikTok, Instagram oder Snapchat nicht ausreichend schützt. 42 Prozent fordern strenge Alterskontrollen, 31 Prozent sprechen sich für ein komplettes Verbot dieser Dienste für unter 16-Jährige aus. Nur 16 Prozent der Befragten sehen die Verantwortung bei den Eltern.

Kaum eine Auswirkung der DSGVO ist im Alltag so sichtbar – und gleichzeitig so unbeliebt – wie die Cookie-Banner. 59 Prozent der Deutschen fühlen sich durch die ständigen Einwilligungsabfragen genervt. Jeder Zweite (49 %) wünscht sich eine Lösung, mit der sich die eigene Auswahl dauerhaft speichern lässt. 43 Prozent wählen am häufigsten „Alles ablehnen“. Für „Alles akzeptieren“ entscheiden sich 30 Prozent, und 18 Prozent nehmen individuelle Einstellungen vor.

Zur Methode: Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 09. und 12.05.2025 insgesamt 2033 Personen befragt. Die Erhebung wurde nach Alter, Geschlecht und Region quotiert und die Ergebnisse anschließend entsprechend gewichtet. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.

 

Kategorien: News, Pressemitteilungen

Verwandte Themen

Risikofaktor Trump: Zwei Drittel der Deutschen haben Bedenken, E-Mails und Cloud-Daten in den USA zu speichern

Zwei von drei Deutschen blicken aktuell skeptisch auf US-amerikanische E-Mail- oder Cloud-Anbieter. Das politische Klima unter Donald Trump führt bei 65 Prozent der Menschen zu ‚Bedenken‘ (35 %) oder ‚teilweisen Bedenken‘ (30 %), private sensible Daten bei US-Firmen zu speichern. mehr

Von streng bis gelassen: Das sind die häufigsten Datenschutztypen in Deutschland

Von Leichtsinn kann keine Rede sein: Sechs Jahre nach Einführung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sind die meisten Deutschen achtsam im Umgang mit ihren Daten bei Online-Diensten und auf smarten Geräten. Je nach Einstellung und Risikobereitschaft lassen sich vier Typen unterscheiden: die stets wachsamen Datenschutzwächter, die mainstream-orientierten Vorsichtigen, die neugierigen Kompromissbereiten und die gelassenen Unbeschwerten. Eine aktuelle Umfrage im Auftrag von GMX und WEB.DE zeigt, wie diese Typen in der deutschen Bevölkerung vertreten sind. mehr